Hormonelles Ungleichgewicht

Wenn unser Wohlbefinden ausser Balance gerät!
Eine innere Unruhe, eine Achterbahnfahrt der Gefühle oder ein unerträgliches Verlangen nach Süssem – als Marionetten unserer Hormone sind wir den verschiedensten Gefühlslagen scheinbar wahllos ausgesetzt. Doch zum Glück können wir in gewisser Weise die Fäden selbst in die Hand nehmen, unsere Hormone beeinflussen und so aktiv einen Beitrag gegen ein hormonelles Ungleichgewicht leisten. Und ist unser Hormonhaushalt erst mal wieder in Balance, profitiert auch unser Wohlbefinden im positiven Sinne.
Was sind Hormone?
Hormone (vom griechischen „horman“ = antreiben) agieren als chemische Botenstoffe, die in endokrinen Drüsen gebildet und ins Blut abgegeben werden, die letztlich die Regulierung unterschiedlichster Körperfunktionen gewährleisten. Dabei reagieren nicht alle Zellen gleich auf sie: So kann jedes Hormon nur an bestimmten Zellen, den sogenannten Rezeptoren, andocken und dort seine jeweilige „Botschaft“ oder „Befehl“ weitergeben. Nach diesem Prinzip steuern Hormone nicht nur unseren Stoffwechsel oder den körpereigenen Salz- und Wasserhaushalt sondern zudem auch die Fortpflanzung. Abseits der unterschiedlichen Körperfunktionen beeinflussen die chemischen Boten massgeblich unsere Gefühlsebene – ganz gleich ob Stress, Hunger oder Müdigkeit – sowie mobilisieren in Stress- und Gefahrensituationen mehr oder weniger überlebenswichtige Kräfte. So spielen insgesamt über 50 verschiedene Hormone in unserem Körper zusammen, die sich je nach deren Aufgabe in die Kategorien Glücks-, Stress-, Sexual- sowie Stoffwechselhormone unterteilen lassen. Zu den bekanntesten unter ihnen gehören mit Sicherheit Östrogen, Testosteron, Cortisol, Insulin, Leptin, Ghrelin und die Schilddrüsenhormone T3 sowie T4.
Was steuern Hormone?
Einerseits regeln Hormone den Stoffwechsel: Während Ghrelin, das „Hungerhormon“, unseren Appetit anregt und uns somit zur Nahrungsaufnahme animiert, steuert sein Gegenspieler Leptin, freigesetzt von Fettzellen, unser Sättigungsgefühl. Nach dem Essen wird Insulin von der Bauspeicheldrüse ausgeschüttet, um die Körperzellen zur Energiegewinnung mit dem Zucker (Glukose) aus dem Blut zu versorgen bzw. überschüssige Glukose in Form von Fett als Energiereserve zu speichern. Als weitere Akteure helfen die beiden Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) die Regulierung unseres Gewichts, Energielevels sowie Körpertemperatur und beeinflussen zudem noch das Wachstum von Haaren oder auch unser Hautbild.
Andererseits steuern Hormone die Fortpflanzung: Weitaus geläufiger sind in diesem Zusammenhang die Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Beide führen während der Pubertät zur Veränderung der Körper des jeweiligen Geschlechts und nehmen hinsichtlich der Knochendichte eine zentrale Rolle ein. Zudem unterstützt das weibliche Sexualhormon Östrogen die Regulierung des Menstruationszykluses und nimmt Einfluss auf den Cholesterinspiegels.
Auch auf unseren Stresslevel sowie unserer Stimmung haben Hormone einen immensen Einfluss, wofür insbesondere das Trio bestehend aus Cortisol, Adrenalin und Melatonin von Bedeutung ist. In stressigen Phasen wird sowohl Cortisol als auch unser „Kampf oder Flucht“-Hormon Adrenalin ausgeschüttet, die beide gleichermassen eine Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz verursachen. Hingegen wird Melatonin oder auch unser „schlafinduzierendes Hormon“ nachts ausgeschüttet und bereitet uns dadurch auf die nächtliche Ruhephase vor.
Was sind Symptome einer “Hormonstörung”
Solange der Hormonhaushalt im Gleichgewicht ist, laufen wir „rund“ und nehmen all die Vorgänge im Körper als selbstverständlich wahr – egal ob unsere Appetitkontrolle, der weibliche Zyklus oder unser Stressmanagement. Sobald diese Balance jedoch durch eine Über- bzw Unterproduktion eines Hormons gestört wird, plagen uns Beschwerden auf gesundheitlicher und/oder psychologischer Ebene: So können gewisse Körperfunktionen beeinträchtigt werden, die gesundheitliche Probleme wie Diabetes, einen unerklärlichen Gewichtsverlust oder -zunahme sowie eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Weitere Anzeichen einer hormonellen Disbalance können sich in körperlichen Leiden wie Schmerzen, Steifheit oder Schwellungen in den Gelenken und Muskeln, einer verschwommenen Sicht, vermehrtem Schwitzen, trockener Haut sowie Veränderungen in der Haarstruktur äussern. Doch nebst den gesundheitlichen Beschwerden kann sich ein gestörter Hormonhaushalt massgeblich auf die eigene Gefühlsebene auswirken und sich in Depressionen, vermehrter Müdigkeit, einer erhöhten Reizbarkeit und Nervosität sowie in einem verminderten Sexualtrieb äussern.
Wie entsteht ein Ungleichgewicht?
Doch wie kommt es zu einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt? Neben Fehlfunktionen der Organe wie etwa einer Unter-/Überfunktion der Schilddrüse oder einer Diabeteserkrankung, beeinflussen auch pharmazeutische Produkte und insbesondere hormonelle Verhütungsmethoden sowie Hormonersatzpräparate den sensiblen Hormonhaushalt. Doch auch die Auswirkungen von chronischem Stress und unserer Ernährung auf unser Hormonsystem dürfen nicht unterschätzt werden: Sowohl eine schlechte, unausgewogene Ernährung oder die Folgen von Essstörungen, als auch Hormonstörer wie Pestizide und Schwermetalle spielen einem hormonellen Ungleichgewicht in die Karten – worauf insbesondere der weibliche Körper sehr sensibel reagiert.
Wie kann Ernährung helfen?
Gleichermassen wie die Ernährung den Hormonhaushalt negativ beeinflussen kann, kann sie diesen auch unterstützen und wieder zur Balance verhelfen. Daher kann neben genügend Schlaf, einer Reduzierung desStresspegels sowie regelmässigem Sport eine gesunde Ernährung entscheidend für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt sein und einem hormonellen Ungleichgewicht entgegenwirken. Hierfür sollte man folgende Punkte im Kopf behalten:
Vorsicht bei zu hohen Kaloriendefiziten – insbesondere der weibliche Körper reagiert sehr sensibel auf eine knappe Kalorienzufuhr und fährt folglich z.B. die Produktion von Sexualhormonen herunter.
Der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmittel, Transfetten aus frittierten Speisen, Alkohol Zucker sowie künstlichen Süssstoffe sollte reduziert werden. Vor allem letztere können die Darmbakterien beeinflussen und somit das Ungleichgewicht von Hunger und Sättigung begünstigen.
Ballaststoffe und Lignane, die reichlich in Leinsamen enthalten sind, unterstützen den Körper überschüssige Hormone loszuwerden. Sie binden und entfernen unteranderem ungebunde, aktive Östrogene und können helfen, erhöhte Cortisolwerte zu senken.
Im Darm werden über 20 Hormone nachgebildet, wofür eine gesunde Darmflora eine gute Grundlage bildet. Diese besteht aus bestimmten Bakterien, den Probiotika, die sich am besten durch faserhaltige Lebensmittel vermehren und wachsen. Vor allem in Spargel, Knoblauch, Zwiebeln, Artischocken, Chicorée und Bananen sind diese Präbiotika enthalten, von denen täglich mindestens 5 Gramm aufgenommen werden sollten.
Um die Belastung durch Pestizide und Herbizide zu mindern, sollten vermehrt biologische Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. So können die sogenannten Hormonstörer reduziert werden, die entweder Hormone nachahmen oder sogar die Wirkung der eigenen Hormone beeinflussen können.
Der Körper braucht Fette und Cholesterin – die als Bausteine der Hormone, vor allem für die Bildung von Sexualhormonen essenziell sind. Wichtig ist dabei, Fette mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren zu wählen und gesättigte Fette zu meiden. Eine gute Fettquelle stellen z. B. Avocados dar, die den Cholesterinspiegel im Blut sowie Östrogen und Progesteron positiv beeinflussen können.
Ein regelmässiger Verzehr von Kreuzblütlern kann die Leber bei der Verstoffwechselung von Östrogen zu unterstützen und so vor der Entwicklung von östrogen-dominanten Krebsarten zu schützen. Insbesondere Brokkoli und Sprossen können vorteilhaft sein – sollten jedoch mit wenig pflanzlichem Fett konsumiert werden, um die Aufnahme der Vitamine A, D, E und K zu erhöhen.
Natürliche Hormonumstellung
Die richtige Ernährung ist somit eine gute Grundlage, ein hormonelles Ungleichgewicht wieder auszugleichen und/oder vorzubeugen. Dennoch erfährt der weibliche Körper durch den deutlichen Abfall des Östrogenspiegels im Alter eine ganz natürliche Hormonumstellung – die Menopause. Die Hormonschwankungen sowie der anschliessende Abfall des wichtigsten weiblichen Sexualhormons führen dabei zu charakteristischen Symptomen wie Hitzewallungen, nächtliche Schweissausbrüche, Stimmungsschwankungen und Menstruationsunregelmässigkeiten. Daneben führt der Mangel an Östrogen weiter zu Abbauprozessen in den Knochen, die durch viel Bewegung und einer ausreichenden Kalziumzufuhr (+ Vitamin D & K) verlangsamt werden können. Zudem kann sich der geringere Östrogengehalt auf die Darmtätigkeit auswirken und sich folglich in einer Trägheit und Verstopfung des Verdauungsorgans äussern.
Pflanzliche Unterstützung
Aufgefangen und gelindert können diese Symptome im Zusammenhang mit dem Östrogenabfall durch Phytoöstrogene werden, die auf eine sanfte und vor allem natürliche Art und Weise unterstützen. Diese sind in über 300 verschiedenen Pflanzen enthalten und haben dank ihrer schwachen östrogenartigen Wirkung die günstige Eigenschaft, bei einem Östrogenmangel die Wirkung des weiblichen Sexualhormons zu begünstigen. In Gegenwart von grossen Östrogenmengen dämpfen sie hingegen deren Wirkung und können dadurch das Wachstum von Brustdrüsenzellen hemmen und einen positiven Effekt auf die Knochendichte haben. Demnach empfiehlt es sich bei Schwankungen des Östrogenspiegels folgende Lebensmittel vermehrt in die Ernährung einzubauen:
- Soja (bei Hitzewallungen, nächtliche Schweissausbrüche)
- gemahlene Leinsamen oder -öl (bei Hitzewallungen)
- Traubensilberkerze, Rotklee und Nachtkerzenöl bei Hitzewallungen, Nachtschweiss
- Ginseng (bei Reizbarkeit, Ängstlichkeit und Schlafstörungen)
- Maca (bei Hitzewallungen, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Libido)
- Beeren
- Kreuzblütengewächse
- Granatapfel